Wie wirkt sich der Wind auf die Kapazität von Starkstromleitungen aus? Oder: Wie reagieren Schienenfahrzeuge im städtischen Kontext auf Seitenwinde? Es sind solche und ähnliche Fragen, mit denen sich Regina Daus in ihrem Berufsalltag befasst. «Ich wusste schon früh», erzählt sie, «dass mich Fragen rund um Wind und Windenergie interessieren.» Ihr Studium in Klimawissenschaften an der Universität Bern hat sie 2015 mit einer Arbeit zum Thema – wen wundert’s – Wind abgeschlossen. Titel der Masterarbeit: «Wind Resource Assessment in Complex Terrain: Validation and Comparison of Two Computational Fluid Dynamics Models». Bereits ihre Bachelorarbeit in Umweltnaturwissenschaft hatte Regina Daus über die «Beeinflussung der atmosphärischen Umweltbedingungen durch die Nutzung von Windenergie» geschrieben.
Für den Berner Klimamaster entschied sich die an der deutsch-schweizerischen Grenze in Lörrach Aufgewachsene «des vielfältigen Kursangebots» wegen. «Auch wenn ich dann doch eher naturwissenschaftliche Fächer belegt habe.» Die angehende Spezialistin für Windenergie hat sich während ihres Masterstudiums definitiv nicht treiben lassen. Zielgerichtet wählte sie sich jene Lehrveranstaltungen aus, die vertieftes Wissen in den Bereichen Simulation, Statistik und Atmosphärendynamik versprachen. Und ihre Masterarbeit schliesslich schrieb sie bei der Gruppe für Windgutachten der Berner Firma Meteotest, wo sie, wie erwähnt, zwei numerische Strömungsmechanik-Modelle miteinander verglich.
Nach dem Studienabschluss machte Regina Daus bei der Stellensuche potenziellen Arbeitgebern mit einem simplen Kniff klar, wo ihre besonderen Stärken liegen – sie legte ihrer Masterurkunde auch eine Liste mit den besuchten Vorlesungen bei. «So konnte ich aufzeigen, was ein Klimamaster eigentlich ist.» Sie fand denn auch schnell eine Stelle bei einer Firma in Deutschland, die Windgutachten erstellt. Dies meist im Auftrag von Banken oder Investoren, die eine Zweitmeinung zum Potenzial eines geplanten Windparks suchen. Ein weiteres Tätigkeitsgebiet waren Untersuchungen zum Schattenwurf von Windturbinen und ihrer Widerstandsfähigkeit bei Turbulenzen.
Und nun hat die Absolventin des Berner Klima-Masters vor kurzem zusammen mit ehemaligen Arbeitskollegen eine eigene Firma gegründet, die menzio GmbH im deutschen Emden. Selbstverständlich geht es dabei immer noch um Wind. Ihre Erfahrung mit der Simulation der Windverhältnisse wollen die Jungunternehmer allerdings nicht mehr in den Dienst der Windenergienutzung stellen – der Boom bei den Windparks hat sich in Deutschland etwas gelegt. «Mit unseren Windfeldmodellen», betont Regina Daus, «lässt sich der Wind für ganz unterschiedliche Fragestellungen simulieren.» Zum Beispiel, wenn Stromproduzenten wissen wollen, ob ihre Hochspannungsleitungen vom Wind gekühlt oder erwärmt werden. Oder wenn sich eine Stadt fragt, wie sich wohl am besten reagieren liesse, wenn neu erworbene Trams schlecht auf Seitenwinde zu sprechen sind.
(Mai 2019)