Deshalb will Philippe Colo in seinem Projekt nicht zuletzt neue potenzielle Kipppunkte kreieren. Zum Beispiel eine Mobilitätsplattform, auf der nicht nur ersichtlich ist, wie viel CO2 ein Verkehrsmittel verglichen mit anderen für eine bestimmte Strecke verursacht, sondern auch, ob Reisende eine klimafreundliche Alternative wählen würden. Benutzerinnen und Benutzer dieser Plattform sähen dann zum Beispiel, dass 20 Prozent der User bereit wären, mit dem Zug, statt mit dem Flugzeug von Bern nach Oslo zu reisen. Diese Angaben sollen dazu dienen, dem sogenannten Trittbrettfahrer-Effekt entgegenzuwirken, unter dem der Kampf gegen den Klimawandel leidet. Will heissen, die Menschen sagen sich «Warum sollte ich mich bemühen, den Zug zu nehmen, wenn es sonst niemand tut?» Wenn wir hingegen feststellen, dass viele andere bereit sind, diese Anstrengung zu unternehmen, fällt diese Logik in sich zusammen, da meine Handlung eine Auswirkung haben wird.
Ob solche Transparenz tatsächlich motivierend wirkt, soll im Rahmen des OCCR-Projekts in einem Laborversuch untersucht werden.
Das Beispiel mit der Reise nach Norwegen ist übrigens nicht aus der Luft gegriffen. Philippe Colo hat kürzlich selbst zwei Tage im Zug an eine Konferenz in Oslo verbracht. Diese Erfahrung, sagt er, habe seine Sicht auf die Realität des Reisens verändert. «Was es braucht, ist genau dieser neue Mindset. Hier muss sich vor allem etwas ändern. Der Wandel zu einem auf lange Sicht verantwortungsvollen Verhalten muss bei der Einstellung geschehen.»
(April 2024)