Sie ist wohl das bekannteste Gesicht unter den Alumni der Graduate School of Climate Sciences. Nicole Glaus ist regelmässig zu bester Sendezeit auf Schweizer Bildschirmen zu sehen, denn sie ist Teil der 15-köpfigen Redaktion von «SRF Meteo», welche die Wetterprognosen für Schweizer Radio und Fernsehen erstellt. Die Klimawissenschafterin ist nicht etwa nur für die Präsentation des Wetterberichts zuständig, sondern macht auch selbst Vorhersagen. Und das läuft bei «SRF Meteo» so: Mit Daten von Wettermodellen erarbeiten die diensthabenden Redaktionsmitglieder alle ihre eigenen Prognosen. Diese werden dann zwei Mal täglich besprochen und abgeglichen - zum Beispiel bei unterschiedlichen Meinungen zu Angaben wie der Schneefallgrenze. «Es gibt zwar relativ eindeutige Wetterlagen», erklärt Nicole Glaus, «aber in der Prognostik ist vieles auch eine Frage der Interpretation. Da gibt es durchaus einen gewissen Spielraum.»
Als sich Nicole Glaus auf die Stelle bei «SRF Meteo» bewarb, fehlte ihr zwar die Prognoseerfahrung, doch sie konnte mit anderen Qualifikationen auftrumpfen. So hatte sie bereits bei einer SRF-Nachrichtensendung Erfahrungen gesammelt – und sie verfügte über einen Masterabschluss in Klimawissenschaften. Eigentlich hatte der heutigen Meteorologin eine Karriere als Journalistin vorgeschwebt. Als sie dann aber während ihres Studiums beim TV-Magazin «10 vor 10» als Produktionsassistentin hinter die Kulissen blicken konnte, kamen ihr Zweifel. «Ich vermisste das wissenschaftliche Arbeiten. Ich will nicht nur über Fachgebiete berichten können, sondern mich selbst darin bewegen.»
Für den Klima-Master entschieden hatte sich Nicole Glaus des vielseitigen Fächerangebots wegen. Während ihres Bachelor-Studiums in Geographie sei der Rahmen viel enger gesteckt gewesen, deshalb habe sie an der Graduate School of Climate Sciences die Freiheiten beim Zusammenstellen ihres Studienprograms sehr geschätzt. Aus reiner Neugier habe sie Veranstaltungen in Pflanzenbiologie und Statistik besucht, genauso wie in Geologie, Physik und Politologie. Ihre Masterarbeit schrieb sie schliesslich über Hochwasserereignisse in einem Schweizer Alpensee während des Holozäns. Das breite Angebot an Veranstaltungen, so Nicole Glaus, sei Segen und Fluch zugleich. «So sehr mich die Vielfältigkeit angesprochen hat, fehlt dem Klima-Master das klare Profil, und damit auch ein klares Berufsbild.»
Nicole Glaus’ Befürchtung, ihre Ausbildung könnte zu wenig fokussiert gewesen sein, hat sich übrigens mittlerweile zerschlagen. «Ich habe eine Art Traumstelle gefunden – und das direkt nach dem Studium! Nun habe ich einen Beruf, und ich habe das Gefühl, am richtigen Ort zu sein. Das ist sehr beruhigend.»
(Mai 2019)