Nicht nur Laien staunen über diese Absicht, sondern auch andere Forschungsgruppen, die an einer "Rapid access"-Methode tüfteln. Vor allem in Frankreich und den USA. Kürzlich stellten die Eisbohrspezialisten einander an einem Workshop ihre Pläne vor. Dabei ging es unter anderem auch um die Filteranlage, mit deren Hilfe das gebohrte Eismehl, an dem die Altersbestimmungen durchgeführt werden, von der Bohrflüssigkeit trennt. Die Amerikaner planen ein Gerät so gross wie ein Schiffscontainer, jenes von Jakob Schwander soll nicht grösser werden als ein Bierkasten.
Der Berner Physiker verlässt sich bei seinem RADIX (minimal resources rapid access drilling system) genannten Projekt nicht etwa bloss auf jahrzehntelange Erfahrung. Er hat die Machbarkeit der Nadelstichtechnologie mathematisch nachgewiesen. Dazu hat er eine Formel entwickelt, die ein Dutzend Parameter berücksichtigt - von der Bohrgeschwindigkeit bis zum Druck, den das Bohrloch aushalten muss - und damit den kleinstmöglichen Durchmesser berechnet. "Ich bin froh, dass mich meine Intuition nicht getäuscht hat", kommentiert er das Resultat seiner Berechnungen, "ein Lochdurchmesser von zwei Zentimetern sollte möglich sein."
Testbohrungen in Grönland
Der Wissenschaftler, der sich in 30 Jahren Arbeit im Dienst der Eiskernforschung zum Ingenieur entwickelt hat, hat für seinen Beitrag an der Suche nach dem ältesten Eis alles bedacht. Auf seinem Pult liegt nicht nur der Moineau-Bohrer, sondern auch ein modifizierter Bohrkopf und ein Stückchen des kevlarverstärkten Schlauchs, der im Polareis zum Einsatz kommen soll. Und in seinem Büro in den Tiefen des Gebäudes der Exakten Wissenschaften der Universität Bern machte sich Schwander auch intensiv Gedanken über das Verhalten des 2,5 Kilometer lange Schlauches im Bohrloch. Zum Beispiel darüber, welche Bohrflüssigkeit verwendet werden muss, damit das Bohrmehl tatsächlich wie geplant im Hohlraum zwischen dem Schlauch und der Wand des Bohrlochs hochsteigt.