Vom Klimaproblem zu einem Teil der Lösung
Seine spezifische Kompetenz bei diesen Themen sieht Edouard Davin bei den Emissionen, die durch die Landnutzung verursacht werden. «Es geht darum, die Landnutzung so zu managen, dass sie von einem Klimaproblem zu einer Klimalösung wird.» An der Wyss Academy und im OCCR will Edouard Davin in interdisziplinären Projekten aber auch Fragen beantworten wie: Verbessert die Regeneration von Wald die Verfügbarkeit von Wasser? «Die Klimawissenschaft soll mithelfen, Entwicklungsprobleme zu lösen. Das sind sehr lohnende Aufgabenstellungen.»
Bei der Landnutzung geht es nicht nur um die Folgen von Land- und Forstwirtschaft fürs Klima, sondern auch um die Verstädterung. Und umgekehrt um die Auswirkungen von Hitzewellen und städtischen Wärmeinseln - im globalen Süden aber auch bei uns. Genau damit befasst sich an der Universität Bern das Projekt Urban Climate Bern des OCCR. Mehrjährige hochaufgelöste Temperaturmessungen sollen zu einem detaillierten Bild der städtischen Hitzebelastung verhelfen. Diese Daten ermöglichen die Modellierung von künftigen Entwicklungen und dienen als Entscheidungsgrundlage für Klimaanpassungsmassnahmen.
Messtechnologien kombinieren
In den Augen von Edouard Davin ein hochspannendes Projekt. Zwar liefert es nur Messungen von 65 Temperatursensoren aus einer einzigen Stadt und nicht Satellitendaten zu fast 300 Standorten in ganz Europa, wie sie für Baumstudie genutzt wurden, an der er beteiligt war. Was Davin interessiert, sind die Unterschiede der beiden Messarten. Sie unterscheiden sich in einem wesentlichen Punkt: Satelliten bestimmen die Temperaturen an Oberflächen, seien das Baumkronen, Hausdächer oder Strassen. Die Sensoren von Urban Climate Bern hingegen ermitteln die Umgebungstemperatur in einer standardisierten Höhe von drei Metern über Boden. «Mit dieser Methode lässt sich viel präziser messen», sagt Edouard Davin, «und die in der Luft gemessenen Temperaturen sind für das Wohlbefinden der Menschen viel relevanter als die an der Landoberfläche.»
Der frischernannte Professor für nachhaltige Klimaszenarien sieht in seiner Forschung zahlreiche Anknüpfungspunkte mit der Arbeit des OCCR – von der Zusammenarbeit bei regionalen Modellierungen bis zur Erforschung der ökonomischen Konsequenzen nachhaltiger Klimaszenarien. Beim Urban Climate Bern Projekt der OCCR Klimatologie Gruppe allerdings sind seine Ideen schon sehr konkret: «Ich würde die Ergebnisse der beiden Messarten gerne verknüpfen. Man könnte doch versuchen, ein entsprechendes Modell zu entwickeln.»
The role of urban trees in reducing land surface temperatures in European cities. Jonas Schwaab, Ronny Meier, Gianluca Mussetti, Sonia Seneviratne, Christine Bürgi & Edouard L. Davin. Nature Communications 12/2021)
(Dezember 2021)