Diese Gebiete liegen in der Westwindzone der Südhalbkugel - ein Blick in ihre Klimavergangenheit ist für Lis Forschung zentral. Und: Es gibt dort Torfmoore, ein besonders interessantes Klimaarchiv, wenn man sich für Quecksilber-Isotope interessiert. Denn diese gelangen hauptsächlich über den Regen in den Boden, die Regenmenge wiederum hängt direkt mit der Windstärke zusammen. Mit anderen Worten: Die Quecksilber-Isotope sind ein sogenannter Proxy für Regen und damit für den Wind. «Ich werde die erste quantitative Rekonstruktion davon abliefern, wie sich sie Dynamik der Westwinde in der südlichen Hemisphäre in den vergangen 17’000 Jahren verändert hat», verspricht Li. Diese Informationen könnten entscheiden dazu beitragen, zu klären unter welchen Bedingungen der Südliche Ozean als CO2-Senke funktioniert und wann als Quelle. Denn die entscheidende Grösse für Ozeanzirkulation und Kohlenstoffkreislauf ist die Stärke des Windes.
Das Einzigartige an Lis Ansatz: Sie will den Zusammenhang zwischen Regenmengen und Windstärke mit Hilfe von Messdaten belegen – der Konzentration von Quecksilber-Isotope in den Torfbohrkernen. «Bis anhin sind dies theoretische Überlegungen», erklärt sie, «es wird nicht einfach sein, sie empirisch nachzuweisen.» Hat das bis jetzt denn niemand gemacht, wollen wir wissen. «Eben nicht!», bricht es aus Chuxian Li hervor. «Das ist eine brandneue Idee, deshalb kämpfe ich ja so für dieses Projekt». Sie strahlt.
(Januar 2023)