Nicht nur bei der Verfügbarkeit von Wasser tappt die Schweiz noch teilweise im Dunkeln, beim Verbrauch sieht es nicht besser aus. Nur wenige Kantone wissen beispielsweise, wieviel Wasser die Landwirtschaft zum Bewässern verbraucht. In dieser Unwissenheit steht die Schweiz nicht allein da. «In Europa messen nur Länder den Verbrauch, die schon lange unter Wassermangel leiden», sagt Hydrologin Schaefli. Eine erstaunliche Tatsache, wenn man bedenkt, dass Trockenheit zu den am stärksten verbreiteten Folgen des Klimawandels zählt.
Erfolg dank Engagement in der EGU
Doch auch manche Forschende gehen nicht immer grosszügig mit ihren Informationen um. Im Gegensatz zur Klimaforschungs-Community finde in der hydrologischen Modellierung noch relativ wenig Zusammenarbeit statt, sagt Bettina Schaefli: «Jede Gruppe arbeitet mit ihren eigenen Modellen, einfach öffentlich zugängliche Datensätze gibt es erst seit kurzem.» Auch dieser Umstand erstaunt Aussenstehende.
Aber insgesamt hat Bettina Schaefli ihre Forschungsgemeinschaft durchaus als wohlwollend erlebt, und zwar in der European Geoscience Union EGU. Bereits als junge Forscherin nahm sie nicht nur an Konferenzen teil, sondern half selbst beim Organisieren von EGU-Veranstaltungen mit und knüpfte so an einem internationalen Netzwerk. «Ohne das Engagement in der EGU», sagt sie rückblickend, «hätte ich meine wissenschaftliche Karriere nie aufbauen können.» Konkret: Aus den in der EGU geschlossenen Kontakten, wo sie vor zwanzig Jahren noch eine der wenigen Frauen war, ergaben sich Stellenangebote für die wissenschaftlichen Wanderjahre. Später leitete Bettina Schaefli die Unterabteilung Einzugsgebietshydrologie der EGU und war lange Jahre Editorin der Zeitschrift Hydrology and Earth System Sciences.