Feldarbeit mit lokalen Booten
Die Arbeit des Doktoranden am Oeschger-Zentrum ist jedoch eng mit seiner Heimat verknüpft, sie dreht sich um den Lake Poso, einen der grössten und tiefsten Seen Indonesiens - und ein vielversprechender Standort für paläoklimatische Studien. «Das Endziel», erklärt er, «ist eine Rekonstruktion des vergangenen Klimas in der Region.» Nicht zuletzt mit Blick auf die kurzfristigen Klimaschwankungen, das sogenannte El Niño/Southern Oscillation-Phänomen. Doch zuerst gelte es, die grundlegenden Informationen über den Lake Poso zu erheben, Angaben zu Zu- und Abflüssen, zur Wasserqualität oder zu den bathymetrischen Verhältnissen und dem Einzugsgebiet. Deshalb waren Adrianus Damanik und sein Team während der Feldkampagne im vergangenen Herbst wochenlang mit einem Fächerecholot und einem reflexionsseismischen System auf dem See unterwegs und führten bathymetrische und seismische Untersuchungen durch. Das Ergebnis hängt nun an der Wand seines Berner Büros, die erste hochaufgelöste Bathymetrie eines indonesischen Sees. Die Karte zeigt verschiedenen Blautöne. Nachtblau gefärbt ist sie in der Mitte des Sees, dort ist er 395 Meter tief.
Über die Seen seiner Heimat, bemerkt der junge Forscher etwas nachdenklich, sei noch so wenig bekannt. Geschweige denn über deren Vergangenheit, die sich an den Seedimentschichten eines Bohrkerns ablesen lässt. Dazu arbeitet der Doktorand in Bern mit modernsten Analysetechnologie, eine Infrastruktur, die sich in Indonesien schlicht kein Labor leisten kann. «Es ist ein Privileg, mit derart hochentwickelten Geräten arbeiten zu können, und ich muss noch immer sehr viel darüber lernen», erklärt er.
Und dann erzählt Adrianus Damanik, wie schwierig es manchmal sei, seiner Familie auf Sumatra zu erklären, worum es bei seiner Arbeit als Forscher eigentlich gehe. Dem blossem Erkenntnisgewinn wegen neues Wissen zu generieren, das käme den meisten Menschen merkwürdig vor. So auch seinen Eltern. Ob er im Lake Poso nicht etwa nach Gold suche, wollten sie wissen. Darauf erzählte ihnen Adrianus die Geschichte von einem verwinkelten Haus mit vielen verschieden Zimmer und fragte, ob sie als Besitzer nicht etwa auch wissen möchten, wie es in all den Zimmern aussehe. Einfach so, aus Neugier – und, um auf den Lake Poso zurückzukommen, um vom Klima der Vergangenheit für die Zukunft zu lernen.
(Februar 2023)