Für die globalen Ambitionen der Firma und des neuen Projekts reicht das nicht. «Bereits im Mittelmeerraum gibt es ganz andere Pflanzenarten und Pollentypen als bei uns», erklärt Christoph Schwörer. Und hier kommt das Knowhow der Paläoökologen ins Spiel: Sie rekonstruieren zum Beispiel mit Hilfe von Pollen in Seesedimenten die vergangene Vegetationsgeschichte. In den jährlichen Ablagerungen auf dem Boden von Seen finden sie Informationen über natürliche Veränderungen und menschliche Einflüsse, und zwar indem sie die Menge und Art der Pollenkörner bestimmen. Die Mitglieder dieser relativ kleinen Forschungscommunity sind international vernetzt und teilen ihr Wissen. So gibt es zum Beispiel Datenbanken, die Pollentypen aus aller Welt verfügbar machen. Anhand dieser Angaben wird die Forschungsgruppe von Christoph Schwörer nun im Rahmen des InnoSuisse Projekts für alle Regionen der Welt Listen mit den wichtigsten Pollentypen und möglichen Unterscheidungsmerkmalen erstellen.
Algorithmen zum Erkennen von Pollentypen
Gemäss diesen Kriterien werden danach die Monitoring-Geräte darauf trainiert, die Pollenfracht, die sie messen, zu analysieren. Das geschieht mit Hilfe von Machine Learning. Interessanterweise soll in Zukunft die künstliche Intelligenz nicht, wie man meinen könnte, anhand von Abbildungen von Pollen lernen, sondern dazu standardisierte schriftliche Beschreibungen verwenden. Für Pollenkörner der Klappertöpfe (Rhinantus) beispielsweise, eine Pflanzengattung innerhalb der Sommerwurzgewächse, lauten Angaben im Beschreibungsschlüssel so: «Psilat, sphäroidisch, Pole meist abgerundet, Colpi lang, oft etwas eingesenkt. Polarfelder klein bis mittelgross. Colpi meist überall ± gleich breit, auch äquatorial verengt.»
Dass die Algorithmen zum Erkennen der Pollentypen auf Basis solcher Beschreibungen entwickelt werden, hat nicht zuletzt mit der Hardware des gegenwärtigen Monitoring-Geräts zu tun: Die Maschine erfasst die vorbeifliegenden Pollen aus verschiedenen Winkeln mit Laserstrahlen und stellt aus diesen Daten ein dreidimensionales Bild her. Diese Darstellung ist allerdings weniger präzise als die Bilder, welche die Paläoökologen unter ihren Lichtmikroskopen mit 400-facher Vergrösserung betrachten.