Frau Romppainen, Sie haben ursprünglich mit etwa 50 Teilnehmenden in Bern gerechnet, bei der Online-Variante haben aber über 300 Forschende mitgemacht. Weshalb dieses grosse Interesse?
Einerseits ist eine virtuelle Teilnahme viel einfacher als eine Reise nach Bern. Andrerseits gibt es in der Wissenschaft zurzeit wirklich ein Bedürfnis nach mehr Austausch. Nach neun, zehn Monaten Corona sehnen sich die Leute danach, sich wieder zu treffen – und sei es nur virtuell. Ich merke selbst, wie ich den regelmässigen Austausch brauche, um Ideen zu entwickeln und zur Diskussion zu stellen.
Finden denn nicht laufend Online-Konferenzen statt?
Nein, in unserem Bereich nicht, da wurde sehr viel verschoben. Es gib natürlich die ganz grossen Konferenzen, aber die sind sehr unpersönlich und nicht auf informellen Austausch ausgelegt. Wir hingegen haben solche Austauschmöglichkeiten geschaffen, zum Beispiel einen virtuellen Kaffeeraum.
Was hat die Konferenz inhaltlich gebracht?
Es hat sich gezeigt, dass es in der Forschung zwei Stossrichtungen gibt: Da sind die Forschenden, die untersuchen, wie extreme Ereignisse aussehen könnten. Ereignisse, die wir zwar noch nie erlebt haben, die aber katastrophale Folgen hätten. Auf der anderen Seite gibt es Forschende, die beschäftigen sich mit Ereignissen, die zwar nicht häufig sind, aber doch hin und wieder auftreten und auch sehr grosse sozioökonomische Folgen haben.
Können Sie Beispiele nennen?
Ereignisse, die wir bereits erlebt haben, sind etwa die Kombinationen von Dürren und Hitzewellen. Das kann eine Kaskade von Folgeereignissen auslösen. Sind Wälder durch Dürre geschwächt, sind sie anfälliger für Schädlinge und werden durch diese weiter geschwächt. Das kann zur Folge haben, dass der Bestand einer bestimmten Baumart kollabiert. Das hat man zum Beispiel in den Dürresommern 2018 und 2019 in Deutschland gesehen. Bei den unwahrscheinlichen Ereignissen könnte es sich beispielsweise um Hitzewellen von einer Dauer und Intensität handeln, die wir so noch nie erlebt haben, die aber von den zu Grunde liegenden meteorologischen Bedingungen her durchaus plausibel sind. Möglich, aber sehr, sehr unwahrscheinlich.