Bettina Schaefli, Sie haben Pionierarbeit zu Modellierung von verfügbaren Wasserressourcen in den Alpen geleistet. Wie kam es dazu?
Ich bin gewissermassen reingerutscht. In meiner Doktorarbeit machte ich die erste Studie zum Thema Wasserkraft der Zukunft in den Schweizer Alpen. Es gab natürlich schon erste modellbasierte Ansätze, aber meine Studie war die erste, die auch Resultate von Klimamodellläufen berücksichtigte und versuchte, Unsicherheiten mit Blick auf die Wasserressourcen in den Alpen abzuschätzen. Ich bin Anfangs der 2000er Jahre in einer Zeit eingestiegen, als es gerade losging mit den Simulationen zu den Folgen des Klimawandels - mit Hilfe von verschiedenen Modellen und Szenarien. Das hat schliesslich auch meine Spezialisierung auf Langzeitvorhersagen für Wasserressourcen beeinflusst. Mein Fokus liegt dabei immer noch stark auf alpinen Ressourcen, aber ich habe auch diversifiziert. Eine gerade abgeschlossene Doktorarbeit zum Beispiel beschäftigte sich mit den Ressourcen im Einzugsgebiet des Flusses Volta in Afrika. Da stellen sich natürlich ganz andere Herausforderungen bei der Modellierung als in der Schweiz, wo wir eine gute Datengrundlage haben.
Die Schweiz wird in Zukunft mit saisonal und lokal begrenzter Wasserknappheit konfrontiert sein. Wie gut lassen sich solche Situationen modellieren?
Das wird einer meiner künftigen Forschungsschwerpunkte. Unter anderem interessiert mich, wie die technischen Bewässerungsmöglichkeiten, die man in der Landwirtschaft immer weiter ausgebaut hat, zu Wasserknappheit führen könnten. Da geht es um kleine Einzugsgebiete im Schweizer Mittelland. Diese Region wird von Wasserknappheit viel stärker betroffen sein als die Alpen – das wird noch zu interessanten Fragestellungen führen.
Sind solche kleinräumigen Klimafolgen schwieriger zu modellieren als grossräumige Veränderungen?
Es stellen sich ganz andere Herausforderungen an die Präzision. Solange wir uns in einem Einzugsgebiet in den Bergen bewegen, wo Niederschlag nur ungenau gemessen werden kann, ist auch ein Fehler von 20 Prozent noch akzeptabel. Gehen wir hingegen in Einzugsgebiete im Mittelland, die landwirtschaftlich genutzt werden, haben wir es mit ganz anderen Anforderungen zu tun. Bei den kleinräumigen Modellierungen wird einerseits das Runterskalieren von Klimamodellläufen schwieriger, doch andererseits sind im Mittelland die meteorologischen Bedingungen weniger heterogen als in den Alpen.