Wichtig zur Definition des «vorindustriellen Klimas»
Die neue Berner Studie trägt nicht nur zum besseren Verständnis des globalen Klimas des frühen 19. Jahrhunderts bei, sie ist auch für die Gegenwart von Bedeutung. «Die Ziele unserer Klimapolitik beziehen sich alle auf das vorindustrielle Klima», erklärt Hauptautor Stefan Brönnimann. «Doch wenn man bedenkt, welch grosse klimatische Veränderungen es im frühen 19. Jahrhundert gab, ist es schwierig zu definieren, was genau wir unter dem vorindustriellen Klima verstehen.» Und das hat Folgen für die von der Politik vorgegebenen Klimaziele, die den globalen Temperaturanstieg auf 1.5 bis höchstens 2 Grad begrenzen wollen. Je nach Referenzperiode hat sich das Klima nämlich bereits deutlich stärker erwärmt, als in den Klimadiskussionen angenommen wird. Der Grund: Um die gegenwärtige Erwärmung zu quantifizieren, wird das heutige Klima gewöhnlich mit der Zeitspanne von 1850 - 1900 verglichen. So gesehen hat die globale Durchschnittstemperatur um 1 Grad zugenommen. «1850 bis 1900 ist sicher eine gute Wahl - vergleicht man aber mit der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als es wegen gehäuften Vulkanausbrüchen deutlich kühler war, beträgt die Temperaturzunahme bereits gegen 1.2 Grad», gibt Stefan Brönnimann zu bedenken.
Angaben zur Publikation:
Brönnimann, S., J. Franke, S. U. Nussbaumer, H. J. Zumbühl, D. Steiner, M. Trachsel, G. C. Hegerl, A. Schurer, M. Worni, A. Malik, J. Flückiger, and C. C. Raible (2019): Last phase of the Little Ice Age forced by volcanic eruptions. Nature Geoscience.