29. Juli, 10.30 Uhr
Das Schlauchboot schaukelt an einer roten Boje, die Unterwasserarchäologen sind an der Arbeit, und nun wird es Zeit für die Reporter, mit Maske und Schnorchel ins glasklare Wasser zu steigen. Wir schwimmen zu einer Grube, in der ein Taucher in rotem Anzug ein Sedimentprofil erstellt. Beim kurzen Abtauchen auf den Seegrund sehen wir, wie das vor sich geht: Den genauen Ort der Probeentnahme festlegen und vermessen. Eine passende Cakeform wählen. Die Grubenwand von Steinen und Keramikscherben säubern, damit sich die Form möglichst gut ins Sediment einsetzen lässt. Und dann ganz vorsichtig drücken. Anschliessend mit der gefüllten Form auftauchen und sie der Schlauchbootcrew übergeben, die die Probe verpackt.
29. Juli, 12.30 Uhr
Mittagspause. Bei Brot, Tomaten, Ajvar und Käse sprechen wir über Parallelen zwischen der Grabungsstätte vor unseren Augen und den Fundstätten in der Schweiz.
Absolut vergleichbar seien sie, erfahren wir – bloss hier wahrscheinlich noch ein gutes Stück älter. Im Ohridsee leisten die Archäologen Pionierarbeit. In der Schweiz hingegen wurde der erste Pfahlbau bereits 1854 entdeckt. Ab den 1960er-Jahren wurde dann – dank der Unterstützung von Unterwasserarchäologen – intensiv zum Thema geforscht. Die ältesten Pfahlbauersiedlungen der Schweiz sind 4300 Jahre vor Christi Geburt entstanden, die letzten 800 v. Chr. Dazwischen verlieren sich die Zeugnisse der Besiedlung wegen der angestiegenen Seestände mehrmals. Es ist nicht nur bekannt, wo und wann die Pfahlbauer lebten, sondern auch, welche Getreide sie anbauten (etwa Emmer, Gerste und Einkorn) und welche Haustiere sie hielten (etwa Rinder, Schweine und Hunde). Und gesichertes Wissen gibt es auch darüber, wie unsere Vorfahren Materialien verarbeiteten und wie sie diese über etablierte Handelskanäle – etwa für Silex – beschafften. Ein Rätsel hingegen bleiben gesellschaftliche Fragen: Wie zum Beispiel sah die soziale Differenzierung aus? Und wie haben diese Menschen ihre Toten bestattet?
Die Pfahlbauten in der Knochenbucht, das zeigen erste EXPLO-Resultate, sind übrigens viel älter als angenommen. Bis anhin ging man davon aus, dass sie zwischen 700 und 1200 vor Christus entstanden waren. Die Berner Forscher können drei Siedlungsphasen belegen: 1400, 1800 und 4400 vor Christus. Doch sie rechnen damit, dass sich Siedlungen nachweisen lassen, die bereits zwischen 5000 bis 6000 Jahre vor Christi Geburt entstanden sind.