Unterwasseraufnahmen von Korallenriffen, die all ihre leuchtenden Farben eingebüsst haben, sind zu einem Sinnbild geworden für die Folgen des Klimawandels. So wie die schrumpfenden Alpengletscher. Die Korallen im australischen Great Barrier Reef zum Beispiel stellen ein Ökosystem dar, das sehr empfindlich auf marine Hitzewellen reagiert. Darunter versteht man Phasen, während denen die Wassertemperatur nahe der Meeresoberfläche extrem erhöht ist.
Unter Hitzestress können die Korallen ausbleichen, was zu einem anschliessenden Absterben führen kann. Zu den Auswirkungen des Klimawandels auf die Ozeane zählen neben marinen Hitzewellen auch der generelle Anstieg der Wassertemperatur und die Versauerung der Meere. «Bis anhin haben sich die Korallenriffe von den Auswirkungen der Hitzewellen oft erholen können», erklärt Thomas Frölicher, Assistenzprofessor für Ozeanmodellierung an der Universität Bern. «Werden die Abstände zwischen diesen Ereignissen jedoch kürzer, haben die Korallen keine Zeit mehr sich zu regenerieren, und es ist mit irreversiblen Schäden zu rechnen.»
Genau diese Entwicklung zeichnet sich in Frölichers Forschung ab. Wie er mit seinen Kollegen Nicolas Gruber und Erich Fischer von der ETH Zürich nachgewiesen hat, haben sich die marinen Hitzetage zwischen den Jahren 1982 und 2016 verdoppelt. Doch das ist erst der Anfang: Steigt die durchschnittliche globale Temperatur um 1,5 °C – das im Übereinkommen von Paris vereinbarte Klimaziel – ist mit einer Versechzehnfachung der Hitzetage im Meer zu rechnen. Bei einem Temperaturanstieg von 3,5 °C nehmen sie gar um den Faktor 41 zu. Die grössten Veränderungen dürften sich im Westen des tropischen Pazifik und im Arktischen Ozean ergeben. Diese Ergebnisse sind Teil einer Studie, die soeben im Fachmagazin «Nature» veröffentlicht wurde.