Wiege der europäischen Landwirtschaft
Albert Hafner hat sich international einen Namen als Prähistoriker und Spezialist unter anderem für Seeufersiedlungen und Unterwasserarchäologie gemacht. Auf seine Initiative geht unter anderem das Unesco-Welterbe «Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen» zurück, das 111 Fundstellen aus den sechs Alpenanrainer-Staaten umfasst. Auch die Ufer von etwa einem Dutzend Seen im südlichen Balkan waren im Neolithikum und in der Bronzezeit besiedelt. Doch im Gegensatz zu den seit 150 Jahren erforschten Fundstätten im Alpenraum ist darüber sehr wenig bekannt. «Die bisher praktisch nicht untersuchten Fundstellen sind von ausserordentlichem wissenschaftlichem Wert», erklärt Albert Hafner. «Sie könnten sich als genauso wichtig erweisen wie die neolithischen und bronzezeitlichen Seeufersiedlungen rund um die Alpen.»
EXPLO will prähistorische Siedlungsstandorte in Seen und Uferzonen untersuchen. Hier haben sich tausende von Baustrukturen aus Holz erhalten. Diese Hölzer dienen als Grundlage für die Dendrochronologie, einer Methode, die sich Jahrringkalender von Eichen und Nadelhölzern zu Nutze macht. Die Methode erlaubt hochpräzise Datierungen und bildet das Rückgrat des Projekts. Geplant sind Ausgrabungen und Probenentnahmen in den grossen Ohrid-, Prespa- und Kastoriaseen. All diese Standorte liegen in einem kulturhistorisch sehr interessanten Gebiet: der Wiege der europäischen Landwirtschaft. Hier gelangten vor mehr als 8'000 Jahren landwirtschaftliche Techniken aus dem Westen Asiens nach Europa. Die Analyse von Seesedimenten soll zeigen, wie sich die Landnutzung, aber auch die klimatischen Bedingungen in dieser Region im Lauf der Zeit verändert haben.