Andere Berner Forschende konnten anschliessend nachweisen, dass die klimatischen Verhältnisse im Apennin repräsentativ sind für einen grossen Teil des nördlichen Mittelmeerraumes. Und sie zeigten, dass die neue Temperaturrekonstruktion mit Blick auf Modellergebnisse plausibel ist. «Erst der Austausch zwischen Forschern verschiedener Disziplinen ermöglicht es, ganz neue Hypothesen aufzustellen und diese dann auch zu überprüfen», sagt Oliver Heiri. «Das Oeschger-Zentrum ist für diese Art von Zusammenarbeit prädestiniert.»
Die neuen Erkenntnisse zum vergangenen Mittelmeerklima bedeuten nun aber nicht, dass der Wert von Pollenrekonstruktionen generell in Frage gestellt werden muss. In anderen geographischen Gebieten und vor allem für andere Zeiträume, so betont Oliver Heiri, sei die Methode durchaus aussagekräftig. «Unsere Arbeit zeigt aber klar, wie wichtig für die Klimaforschung die Entwicklung neuer Methoden ist.» Dadurch, so der Paläoökologe, liessen sich bestehendes Wissen überprüfen und neue Fragestellungen formulieren.
Angaben zur Publikation:
Stéphanie Samartin, Oliver Heiri, Fortunat Joos, Hans Renssen, Jörg Franke, Stefan Brönnimann and Willy Tinner: Warm Mediterranean mid-Holocene summers inferred from fossil midge assemblages, Nature Geoscience, 06.02.2017, doi: 10.1038/NGEO2891