Bevölkerung forscht mit – dank App
Als nächsten Schritt wollen die Forschenden untersuchen, wie gut der Radar die Grösse der Hagelkörner abschätzen kann. Weil Hagel von Sensoren am Boden kaum erfasst werden kann und ein automatisches Messnetz an den Hagel-Hotspots erst im Aufbau ist, gehen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hier neue Wege: Sie beziehen die Bevölkerung mit ein. Jede und jeder kann über die Smartphone-Apps von MeteoSchweiz und der Mobiliar Hagelbeobachtungen melden und somit einen Beitrag an die Hagelforschung leisten. Letztes Jahr sind so bereits 18’000 Meldungen eingegangen. «Wir hoffen, dass diese Zahl im Sommer 2016 noch übertroffen wird, denn die Hagelmeldungen aus der Bevölkerung sind ein Datenschatz, der die Hagelforschung massiv voran bringt», so Olivia Romppainen-Martius.
Die Kombination von Daten der neuesten Wetterradargeneration, Hagelbeobachtungen aus der Bevölkerung via App, Hagelschäden an Fahrzeugen und Daten der automatischen Hagelsensoren am Boden ist einzigartig, wie die Berner Forscherin weiter sagt. «Es ist weltweit eines der ersten Experimente dieser Art.» Dank Hagelbeobachtungen am Boden sei es nun möglich, die Hagel- Algorithmen der Wetterradare zu verbessern. Dies wiederum bilde die Basis für zuverlässigere Angaben zur Häufigkeit von Hagelschauern und letztlich auch für bessere Hagel-Warnungen.
Hagelcharakteristik
Hagel ist in der Schweiz kein seltenes Phänomen. Je nach Wetterlage, Tages- oder Jahreszeit gibt es indes Unterschiede in der Hagelhäufigkeit. Karten der Hagelverteilungen zeigen folgendes: Am häufigsten fällt Hagel sowohl auf der Alpennord- als auch auf der Alpensüdseite bei südwestlicher Windströmung entlang des Jura im Napfgebiet und im Tessin. Hagel tritt je nach Ort auch zu ande- ren Tageszeiten auf. Im Mittel hagelt es in der Westschweiz am frühen Nachmittag und weiter im Osten am späteren Nachmittag und frühen Abend. Im Tessin und Norditalien hagelt es hingegen oft erst am späten Abend oder in der Nacht. Im Jahresverlauf hagelt es im Juni und Juli am meisten, es gibt aber auch bereits im April immer wieder Hageltage. Die letzten Hagelschauer treten normalerweise im September auf.
(Quelle: Medienmitteilung Universität Bern)