Ein internationales Team unter der Leitung des Oeschger-Zentrum-Forschers Ulf Büntgen hat erstmals das europäische Sommerklima der letzten 2500 Jahre anhand von Jahrringen erfasst. Dank der Analyse von rund 9000 subfossilen und archäologisch-historischen Hölzern sowie lebenden Bäumen konnten Niederschlag und Temperatur lückenlos rekonstruiert werden. Die interdisziplinäre Studie ist soeben in der Fachzeitschrift Science erschienen und zeigt den möglichen Einfluss vergangener Klimavariabilität auf historische Entwicklungen. Die Resultate belegen eine auffällige Verbindung zwischen extremen Klimaschwankungen und grossen gesellschaftlichen Veränderungen wie Völkerwanderung, mittelalterliche Gunstzeit sowie Folgen von Pest und Krieg. "Das Klima während der Römerzeit zum Beispiel war überwiegend feucht-warm und vergleichsweise stabil", sagt Ulf Büntgen. Eine generelle Abkühlung und das Einsätzen wechselhafter Bedingungen um 250 n. Chr. stimmt zeitlich mit dem Zerfall des Weströmischen Reiches zusammen. Die Autoren machen aber auch nachdrücklich auf die Komplexität der Beziehungen zwischen Klimaschwankungen und historischen Ereignissen aufmerksam und warnen vor simplen Verknüpfungen.
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Ulf Büntgen am Schweizer Fernsehen