Ein Hurrikan trifft auf New York, Windstürme toben über Nordeuropa, Überschwemmungen suchen die Schweiz heim: Solche extreme Wetterereignisse gab es nicht nur in jüngster Vergangenheit, sondern auch vor hundert und mehr Jahren. Diese genauer zu untersuchen, wäre gerade auch im Hinblick auf die Klimaänderung wichtig. Bisher gab es für weit zurückliegende Ereignisse aber kaum Wetterdaten oder nur mühsam zusammengetragene lokale Informationen. Ein neuer Wetterdatensatz, der soeben im "Quarterly Journal of the Royal Meteorological Society" vorgestellt wurde, liefert nun dreidimensionale Wetterdaten für die ganze Erde zurück bis 1871. An den aufwändigen Arbeiten dazu war auch Stefan Brönnimann vom Oeschger-Zentrum beteiligt. Analog zur Arbeit eines Meteorologen, der aus den Wetterbeobachtungen der einzelnen Stationen zu einer Übersicht der Wetterlage kommen muss, wurde zur Erstellung des neuen Datensatzes ein Wettervorhersagemodell mit historische Wetterdaten gefüttert. Ziel: Ein Gesamtbild des Wetters zu erhalten, das in sich selbst stimmt und gleichzeitig mit allen Messungen übereinstimmt. Geleitete wurde das Projekt von Gilbert Compo von der Universität Colorado und der US-amerikanischen Wetterbehörde NOAA. Mehr als 30 weitere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der ganzen Welt waren an der Erstellung der Daten mitbeteiligt, darunter auch Stefan Brönnimann vom Oeschger-Zentrum der Universität Bern. "Der neue Datensatz ist ein Meilenstein für die Erforschung des vergangenen Wetters. Ausserdem zeigt er, welches Potential immer noch in den alten, verstaubten Messdaten liegt und wie uns das helfen könnte, aktuelle Probleme zu anzugehen", sagt Stefan Brönnimann. Ein Beispiel für die Informationen über vergangene Extremereignisse ist der Sturm, der am 28. Dezember 1879 die Brücke über den Firth-of-Tay in Schottland zum Einsturz brachte (siehe Abbildung). Dieses Ereignis wird vom neuen Datensatz detailgetreu nachgebildet. Durch die Analyse vieler solcher Ereignisse über eine Zeit von 140 Jahren erhoffen sich die Wissenschaftler neue Erkenntnisse zu Veränderungen von Extremereignissen.