Der Gletscherrückgang und die Zunahme der Bewaldung sind zwei massive, vom Klimawandel verursachten Veränderung der Landbedeckung. Um deren Auswirkungen in Prognosen zu den Auswirkungen des Klimawandels auf die Hydrologie mit einzubeziehen haben Nina Köplin, Bruno Schädler, Daniel Viviroli und Rolf Weingartner in ihrer Studie Szenarien für mögliche Veränderung in der Zeit von 2074 – 2095 einbezogen. Die dazu verwendeten Klimaszenarien stammen von zehn regionalen Klimamodellen. Insgesamt wurden 15 Bergeinzugsgebiete in der Schweiz analysiert. Sie waren in der Vergleichsperiode (1984 – 2005) unterschiedlich stark vergletschert und zeigen eine unterschiedlich starke Zunahme der Bewaldung unter verschiedenen Szenarien des Klimawandels.
Die Resultate zeigen, dass sogar ein erheblicher Wandel der Bewaldung nur vernachlässigbare Auswirkungen auf den Abfluss hat. Mit Blick auf Evaporation oder Bodenfeuchtigkeit sind diese Veränderungen der Bewaldung aber entscheidend. Bei Abweichungen, die 35 % oder mehr des Einzugsgebiets betreffen, ist die Auswirkung des veränderten Waldes auf die Sommerevapotranspiration gleich wichtig oder sogar entscheidender als die Temperaturveränderung. Für Einzugsgebiete, die während der Vergleichsperiode zu 10 % oder mehr vergletschert waren, bestimmt der Gletscherrückgang den Sommer- und Jahresabfluss signifikant.
Der grösste Unsicherheitsfaktor der Studie, so schreiben die Autoren in der Fachzeitschrift „Hydrology and Earth System Sciences”, ist das verwendete Klimaszenario. Sie empfehlen deshalb dringend, bei hydrologischen Klimaimpaktstudien ein Ensemble von Klimaszenarien zu verwenden. Die neuartige Vorgehensweise, bei Studien zu den Folgen des Klimawandels zusätzlich Gletscher- und Waldflächenänderungen zu integrieren, liefert Erkenntnisse darüber, ob Veränderungen der Landbedeckung generell als Teil der Auswirkungen des Klimawandels auf hydrologische Systeme berücksichtigt werden müssen oder nicht.